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Montag, 19. Januar 2009

Erziehung oder Die Wurzel

Erziehung - das Thema beschäftigt mich, seit Caitlin auf der Welt ist, ganz enorm. Das hat vor allem einen Grund: ich möchte nicht, dass Caitlin so wird wie ich!!! Klingt hart, ist aber wirklich genau so. Ich möchte eher, dass sie wird wie ihr Vater, zumindest einige seiner Eigenschaften übernimmt. Clemens und ich sind vom Wesen her grundverschieden. Bzw. wir waren es als Kinder und Teenager (inzwischen bin ich erwachsen genug, um an bestimmten Dingen zu arbeiten und sie selbst zu ändern). Aber - Ich war ein furchtbares Kind: ich habe gelogen, ich habe geklaut, Unterschriften gefälscht, später habe ich Drogen ausprobiert, war oft betrunken, habe geraucht - kurzum: kein guter Mensch. Meine erste Lüge, an die ich mich bewußt erinnere - da muß ich zwischen 3 und 4 gewesen sein.
Clemens war das ganze Gegenteil. Keine Lügen (jedenfalls nicht von dem Kaliber wie ich - kleine notlügen kennt wohl jeder), nicht geklaut (außer als Mutprobe mit Freunden :-)), keine Drogen, keine Zigaretten usw.

Als Caitlin auf die Welt kam, habe ich mich vor allem gefragt, was bei mir schief gelaufen ist und was bei Clemens richtig lief. Warum bin ich solch ein Mensch gewesen? Warum fängt ein Kind an zu lügen? Zu stehlen? Unterschriften zu fälschen (unter schlechte Arbeiten)? Ist es eine angeborene Eigenart des Menschen oder ist es eine Frage der Erziehung? Nun muß ich sagen, dass Clemens und ich auch aus sehr verschiedenen Elternhäusern kommen. Also das gleiche Bildungsniveau, beides relativ gutsituierte Elternhäuser, aber eben vom Wesen her ganz verschiedene Personen - also die selben Grundbedingungen, aber ganz unterschiedliche Erziehungstypen. Und das war für mich ein Grund, das "Übel" in der Erziehung zu suchen.

Ein kleines Beispiel: wenn bei uns zu Hause etwas kaputt gegangen ist (unabsichtlich - ein fallen gelassener Teller zum Beispiel), dann gab es großes Geschrei. Das hatte zur Folge, dass ich schon als Kind kaputt gegangene Sachen versteckt habe, aus Angst vor der Konsequenz. Wenn ich eine schlechte Note nach Hause gebracht habe (das kam in den ersten Schuljahren sehr selten vor, mir fiel es sehr leicht und so wurden von mir auch nur einsen erwartet), gab es eine Strafe. Das hatte zur Folge, dass ich die Unterschrift selbst unter einer zwei gefälscht habe (das war glaube ich in der zweiten oder dritten Klasse). Nie habe ich gehört: "das macht doch nichts, zusammen kriegen wir das wieder hin". Und ich denke, diese Angst vor Strafe (damals war ich ja noch ein Kind) hat mich zu dem gemacht, was ich dann geworden bin. Ok, ich war dann natürlich auch gleich sehr rabiat und habe gelogen, was das Zeug hielt - aber irgendwo muß ja der Kern sein, die Grundursache. Und ich denke schon, dass es am Anfang einfach Angst war. Irgendwann kam dann natürlich auch noch die Rebellion dazu und alles wurde noch schlimmer. Da war das Verhältnis zu meinen Eltern aber auch schon total im Eimer. Das hat sich dann erst gebessert und zum guten gewendet, als ich auszog und mein eigenes Leben gelebt hab... Dann hatte ich eine Chance, mich selbst zu ändern, denn ich mußte nur noch vor mir selbst Rechenschaft ablegen und hatte somit auch alle Konsequenzen selbst zu tragen...

Aber mir geht es eben im Moment vor allem darum: wie kann ich Cait davor bewahren, so zu werden wie ich?

Ich weiß noch, dass ich relativ am Anfang unserer Beziehung bei Clemens zu Gast war und mir eine Schüssel runtergefallen ist. Ich hatte solche Panik vor der Reaktion, dass ich Clemens inständig bat zu sagen, dass er es war. Er hat mich für völlig bescheuert erklärt. Als seine Eltern dann das Dilemma sahen und ich schon auf die große Standpauke wartete, nahm seine Mama die Scherben und sagte "das passiert". Ich war irgendwie völlig baff. Aber genau so lief es bei Clemens. Wenn etwas unabsichtlich kaputt gegangen ist, dann hat keiner einen Aufstand gemacht. Wenn eine schlechte Note nach Hause kam, dann wurde zusammen nach dem "warum" gesucht und zusammen für die nächste Arbeit gelernt. Überhaupt spielt das "gemeinsam" in Clemens Familie auch heute noch eine große Rolle und hat es eben auch damals. Clemens mußte nichts verstecken, weil es nichts gab, vor dem er Angst haben brauchte...

Und nun versuche ich meiner Tochter zu vermitteln, dass auch sie keine Angst zu haben braucht - und es ist für mich verdammt schwer, aus dem "gelernten" auszubrechen - anders zu sein, als man sein Leben lang vorgelebt bekommen hat.
Letztens ist ihr ein selbstgenähtes Kleid aus Versehen eingerissen, weil sie auf der Treppe draufgetreten ist und sie hat es versteckt aus Angst, dass ich böse bin. Das tat mir in der Seele so weh und ich hab erstmal geheult, weil ich überlegt hab, warum sie sie Angst hatte, zu mir zu kommen (Clemens hat sie es einen Tag später gesagt - das tat mir gleich noch mehr weh). Ich versuche eigentlich immer wieder ihr zu vermitteln, dass Sachen passieren können, das auch mir Sachen kaputt gehen, dass auch ich Fehler mache. Aber ich merke ja selbst, dass es Momente gibt, wo ich in die Verhaltensmuster falle, die ich selbst so verabscheut habe und meine Laune an meinem Kind auslasse. Und dafür hasse ich mich. Denn ich will nicht so sein. Denn Caitlin kann nichts dafür und soll auch nichts ausbaden müssen. Aus diesem Grund versuche ich immer wieder zu reflektieren, habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mich zu entschuldigen, wenn ich ungerechtfertigt laut geworden bin, versuche auch, mit Caitlin Situationen, die vielleicht schief gelaufen sind, nochmal zu erörtern - zu schauen, was passiert ist und warum (natürlich nicht jedesmal). Und versuche natürlich, es möglichst selten zu solchen Situationen kommen zu lassen!
Ich hoffe sehr, dass Erziehung einen ganz großen Anteil an Caitlins späterer Persönlichkeit haben wird. Denn es gibt viele Momente, wo ich mit mir selbst nicht im reinen bin, wo ich auch heute noch etwas kaputt gegangenes verstecke aus Angst vor Konsequenzen... Um beim Beispiel zu bleiben. Und ich möchte, dass Caitlin als Erwachsener Mensch ist, wie ihr Papa: mit sich selbst absolut im reinen! Und mit dem Wissen, dass ihre Eltern immer für sie da sind - egal, ob sie Mist gebaut hat oder nicht...

Wenn ich hier so sitze, fallen mir noch hunderte andere Beispiele ein, die alle die innere Notiz haben "das mußt Du unbedingt anders machen"... Hoffentlich reicht diese innere Notiz, um im richtigen Moment das richtige zu tun. Also das, was in meinen Augen das richtige ist.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

haben wir die angst nicht alle? und ist es nicht so, dass wir alle in einem muster stecken aus dem es schwer ist auszubrechen?
die gedanken sind völlig normal, aber ich denke du kannst nur vorleben und dann wird es dein kind als selbstverständlich hinnehmen. aber nichtsdestotrotz sollte man die persönlichkeit die ein kind hat und mitbringt nicht unterschätzen. sie wird nicht wie clemens werden, ganz sicher nicht. sie ist caitlin und das wird sie bleiben.
vertrau auf das was du ihr vermittelst. lebe es vor so gut du kannst, gib zu, dass auch du fehler hast, die haben wir alle.
ich denke du machst das aus dem bauch raus schon richtig.
reflektiere aber analysiere nicht, dadurch verpasst du viel zu viel!
;-)

kawald hat gesagt…

Mmh, sie soll nicht genau so werden wie ihr Papa. Aber ich möchte, dass sie mal mit sich im Reinen ist. Dass sie mit sich und ihrem Charakter zufrieden ist, weiß, dass die den richtigen Weg geht. Mmmh, schwer zu beschreiben...

Im Moment genieße ich Caitlin vor allem :-)

Minerva Huhn hat gesagt…

*maldrückenmuss*

mir kommt so viele bekannt vor. mehr kann ich grad nicht schreiben... das wäre heute zu viel für mich.

Aber danke fürs anschubsen...

NebeLmädchen hat gesagt…

Sehr persönlicher Post - ich kommentiere trotzdem zum ersten Mal ;-)
Lese seit einem Weilchen still mit...

Ich kanns verstehen, wie Du dazu denkst, warum Du so denkst, kann verstehen, was Du Dir für Caitlin wünschst. Es ist verflixt schwer, wenn Du als Mutter ausbrechen musst aus verhassten, aber eben allzu bekannten Verhaltensweisen. Aber wenn Du so viel darüber nachdenkst, es Dir bewusst ist, ist das doch schon ein toller Weg! Ich wünsche mir auch sehr, dass das unser Kindelein ein anderes Aufwachsen mit sich selber hat als ich, selbstbewusst, glücklich und mit sich im Reinen sein wird.
Ich fürchte nur, dass irgendwann, egal was wir tun werden und egal wie gut wir es machen werden, Phasen kommen, in denen das nicht so sein wird. Und ich glaube, auch die sind wichtig. Und umso wichtiger, dass wir auch dann noch da sind, für all das, was sie von uns brauchen.
Oh weh, ein RiesenKommentar ;-)
Fühlte sich einfach so bekannt an, deswegen ;-)

Anonym hat gesagt…

Oh Katharina, ich hab grad einen riesen Kloß im Hals, als ich Deinen Post lese... mir ist, als hättest Du mich beschrieben statt Dich. Bis auf die "harten" Sachen lief es bei mir genau so ab und ich habe solche Angst, die selben "Fehler" bei meinen Kindern zu machen... und dennoch. Ich finde es un-glaub-lich schwer, aus diesen "Mustern" auszubrechen, da es einfach so tief drin steckt. Doch manchmal schaffe ich es, über mich hinaus zu wachsen und das macht mich froh und zeigt, dass vielleicht doch noch nicht Hopfen und Malz verloren ist...

Ich wünsche uns beiden, dass wir es schaffen, mit unserer (schlechten) Vergangenheit abzuschliessen und es um unserer Kinder willen besser zu machen. Du ahnst gar nicht, wie gut ich Dich und Deine Denke verstehen kann. Alles Liebe für Dich!