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Sonntag, 19. April 2009

Jedes Kind kann schlafen lernen...

Ich weiß, dass ich mich gerade extrem oft mit den Schlafgewohnheiten von Cedric auseinandersetze. Bestimmt nervt es viele auch schon. Ich dachte auch eigentlich, dass ich beim zweiten Kind viel viel gelassener werde, aber irgendwie ist da der Wunsch, dass es beim zweiten alles ein bisschen einfacher wird als beim ersten und man möchte eventuelle Fehler, die man beim ersten vielleicht gemacht hat, beim zweiten von vornherein vermeiden. Also macht man sich eigentlich genau so viele Gedanken wie beim ersten, nur eben ein bisschen anders...

Eine Entscheidung steht für mich aber jetzt schon fest - hier wird nicht geferbert. Also ich werde das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" nicht zu Rate ziehen. Es wurde hier immermal wieder in den Kommentaren genannt, deswegen auch der Entschluß, hier meine Meinung dazu kundzutun :-)
Allein die Vorstellung, mein Kind alleine schreien zu lassen, verursacht mir Gänsehaut! Ich muß fairerweise zugeben, dass ich es bei Caitlin zwei Tage probiert habe. Sie war 7 Monate und schlief nur auf meinem Arm ein und viele hatten mir zu diesem Buch geraten. Und als naive Erstmutter habe ich es versucht - sprachen doch die Ergebnisse bei anderen für sich. Ich habe nichts hinterfragt sondern einfach gemacht, was mir geraten wurde. Noch heute könnte ich mich dafür ohrfeigen. Und ich wünschte, ich hätte mich schon damals mit den Gegenmeinungen auseinandergesetzt und nicht einfach nur blind eine Methode ausgewählt, die Erfolg versprach. Und dabei habe ich doch sogar Psychologie in meinem Studium als Nebenfach gehabt und mich mit Konditionierung und ähnlichem beschäftigt. Und genau das ist ferbern meiner Meinung nach: ich trainiere meinem Kind an, dass schreien nichts bringt. Hat mein Kind bisher noch dieses Urvertrauen gehabt und gewußt, dass ich sofort komme, wenn es mich "ruft", so muß es plötzlich lernen, dass diese Regel plötzlich nicht mehr gilt. Plötzlich läßt mich die Mutter schreien, nimmt mich nicht hoch, beruhigt mich nur und geht wieder weg. Wie furchtbar muß das für ein kleines Baby sein? Klar erzählen mir viele, wie toll die Methode funktioniert hat. Ich kann mir das auch gut vorstellen. Diese Kinder haben resigniert, haben gelernt. Aber um welchen Preis? Was ist irgendwo in der Beziehung Mutter-Kind kaputtgegangen?
Ich habe es bei Caitlin wie gesagt 2 Tage ausgehalten. Konnte Caitlin vorher gut auch mal außer Sichtweite sein, war das plötzlich passé. Wenn ich ihr Blickfeld (am Tag) verlassen habe, fing sie an zu schreien. Vorher war es kein Problem, wenn ich in der Küche etwas gemacht hab und sie im Wohnzimmer im Laufstall saß (wir hatten eine offene Küche - ich war also da, nur halt nicht sichtbar für sie). Das ging plötzlich nicht mehr. Sie mit dem Kinderwagen draußen stehen lassen? Sie hat jämmerlich geweint, wenn sie aufgewacht ist (und hat auch nicht mehr sehr lang im Kinderwagen geschlafen - alle 20min gingen die Augen auf, um zu schauen, ob ich noch da bin - Mittagsschlaf gab es nur noch neben mir). Und diese Angst ist bei Caitlin bis jetzt geblieben. Sie mal schnell im Auto lassen und zum Bäcker reinspringen? Nicht möglich. Selbst wenn ich im Haus etwas vergessen habe und nochmal kurz ins Haus möchte, muß ich sie abschnallen und mitnehmen. Sie bekommt richtig Panik, wenn ich Ansätze mache, sie allein zu lassen. Und sie ist fast 5. Man kann also durchaus vernünftig mit ihr reden und ihr erklären, dass man nur ganz schnell das und das holt. Keine Chance. Sie rastet aus, schreit, weint! Und ich für mich bin mir sicher, dass es etwas damit zu tun hat, dass ihr Urvertrauen in ihre Mutter einen Knacks bekommen hat.
Ich habe das ganze dann eben nach 2 Tagen abgebrochen. In den zwei Tagen hat sie über eine Stunde gebraucht, um einzuschlafen und mir hat das Herz geblutet. Die nächsten Wochen bin ich dann immer bei ihr geblieben. Und ich habe ja schonmal weiter unten geschrieben, dass es fast 3 Monate dauerte, bis sie in ihrem Bett (und nicht auf meinem Arm) eingeschlafen ist. Aber sie alleine lassen kam für mich nicht mehr in Frage. Und bei Cedric werde ich es gar nicht erst versuchen. Deswegen ist es mir so wichtig, dass er sich gar nicht daran gewöhnt, nur tragend in den Schlaf zu finden. Er soll möglichst liegen. Gern in meinem Arm, gern an meiner Seite, gern in meinem Bett! Aber eben nicht beim herumtragen! Ich denke einfach, dass das auch die Zukunft leichter macht.
Ihr müßtet Cedric vielleicht auch einfach sehen, um mich ein bissl zu verstehen. Sobald er merkt, dass ihm die Augen zufallen, fängt er an zu schreien. Irgendwie scheint das schlafen ihm Angst zu machen. Warum, wüßte ich wirklich gern. Aber es ist wirklich der einzige Moment, in dem Cedric schreit. Wenn es ans schlafen gehen geht. Sonst ist er völlig unproblematisch, in der Hinsicht. Aber gegen das Einschlafen wehrt er sich mit Händen und Füßen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er fängt an zu rudern wie verrückt, reißt seine Augen wieder auf (die ihm ja immer wieder zufallen wollen). Ich finde das absolut faszinierend. Aber ich verstehe es halt auch nicht. Neue Versuche fruchten immer für 2-3 Tage (eben zum Beispiel die Federwiege), dann weiß er, dass er dort einschläft und wehrt sich dagegen.
Naja, ich lasse ihn mit seiner Einschlafangst nicht alleine, aber ich bleibe dabei, dass ich ihn nicht herumtrage. Es hat jetzt die letzten drei tage ganz gut funktioniert. Er liegt in meinem Bett, an mich gekuschelt. Er wehrt sich, er weint, ich nehme ihn in meine Arme (aber wir bleiben liegen), ich singe ihm ein bisschen was vor. Und in den letzten drei Tagen ist er dann eigentlich ziemlich bald eingeschlafen. Wir sind also auf dem richtigen Weg. Natürlich ist das auch eine Form von lernen und Konditionierung. Er hat gelernt, dass er abends beim Ins bett gehen nicht herumgetragen wird, dass wir nicht wieder runter gehen, dass im Bett eingeschlafen wird... Sowas halt. Aber er ist nicht allein dabei und er dürfte sich eigentlich trotz allem sicher fühlen. Und das ist mir wichtig!

Es gibt eine tolle Seite, auf die mich Kai-Anja aufmerksam gemacht hat: http://www.ferbern.de/ . Ich kannte sie vorher nicht, aber sie hat mich in meiner Meinung sehr bestätigt. Sie schildert eben auch mal Erlebnisse von Müttern, die schlechte Erfahrungen mit dem Ferbern gemacht haben und sie redet auch von den Vorgängen im Körper des Kindes (rein biologisch). Ich finde die Seite wirklich spannend und empfehle sie jedem, der das Ferbern in naher Zukunft ausprobieren möchte. Natürlich ist der Ferber-Weg bestimmt der einfachste, leichteste Weg, um mein Kind zum schlafen zu bekommen. Vor allem, wenn man Kinder hat, die nicht mit einem solchen Dickschädel gesegnet sind, wie meine Tochter zum Beispiel. Aber der einfachste Weg ist nicht immer der richtige.

Noch heute vergewissert sich Caitlin übrigens, wenn sie aufwacht, dass sie nicht alleine ist. Sie hat da wirklich einen Knacks weg. Und das macht mich eigentlich jedesmal wieder traurig. Aber auch heute noch lasse ich sie mit ihren Ängsten nicht allein, sondern sie weiß, dass sie jederzeit zu mir ins Bett kommen kann. Dass sie mir vertraut, ist mir unendlich wichtig. Und dass sie kommt, wenn sie mich braucht, ebenso. Auch wenn es manche bestimmt falsch finden, dass Caitlin in mein Bett kommen kann, um dort weiterzuschlafen, wenn sie nicht allein sein will... Ich genieße es aber ehrlich gesagt auch, wenn ich morgens die ganze Familie in meinem Bett habe :-)

2 Kommentare:

Svenja hat gesagt…

Ich halte vom ferbern auch nichts. Ich habe es aus Verzweifelung bei der Mittleren mal versucht. 18Monate lang hat sie jeden Abend und jede Nacht ein wahnsinniges Theater veranstalltet... Aber ich konnte es einfach nicht. Das geht gegen meine (Und ich finde generell gegen die mütterliche) Natur ein Kind alleine in (s)einem Zimmer schreien zu lassen anstatt auf das eigene Bauchgefühl zu hören und auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen.

Meine Kleinste ist jetzt knapp 12Wochen und ich mach es so ähnlich wie du bei deinem Kurzen. Ich denk mir irgendwann wird sie alleine einschlafen, auch ohne dass sie ganz nah bei mir liegt... Sie war fast 9Monate lang immer bei mir und kann eben nicht von Jetzt auf Gleich "funktionieren" nur weil irgendwer meint, Baby`s müssen mit dem-und-dem Alter alleine einschlafen usw. Du kennst das ja sicher ;)
So geht es mir und der Kleinen gut dabei und das ist die Hauptsache, nicht?

LG :)

julia hat gesagt…

Hach, ich hab irgendwie schon lange nicht mehr die blogrunde gemacht und lese erst jetzt...
Das echte Ferbern halte ich für eine Art quälerei. oder besser noch Machtdemonstration. Natürlich ist es eine Frage ob man einfach nicht mehr kann, weil die Schlaferei einen völlig erledigt, aber auch dann gibt es andere Wege. Nora und Matti waren ja auch noch nie Helden im Schlafen, wenn Matti völlig durch war und ich aber keine Zeit abends hatte ihn bei Laune zu halten, ging es in den Ergocarrier auf den Rücken, ich habe aufgeräumt etc und leise und ruhig versucht mit ihm zu sprechen- hätte ich ihn ins Bett gelegt, hätte er mir Nora wachgebrüllt, so hatte ich ihn dabei, nicht das Gefühl ihn zu vernachlässigen und ein zwei Stunden später war er dann meistens so weit.
Warum gibt es so unendlich viele Wiegen- und Schlaflieder ? Es war wohl noch nie so einfach mit dem Schlafen und den Kindern.